Apharese
Die Immunapherese ist eine spezielle Form der Blutreinigung, die darauf abzielt, pathogene Komponenten wie Autoantikörper, Immunkomplexe, Lipoproteine oder Entzündungsmediatoren selektiv aus dem Blut zu entfernen. Dieses Verfahren wird insbesondere bei Autoimmunerkrankungen, chronischen Entzündungen, kardiovaskulären Erkrankungen und anderen immunvermittelten Erkrankungen eingesetzt. Ihre selektive Wirkung macht die Immunapherese zu einer vielversprechenden Therapieoption, insbesondere bei Erkrankungen, die mit herkömmlichen Methoden schwer zu behandeln sind. Die Immunapherese basiert auf dem Prinzip der extrakorporalen Blutreinigung. Das Verfahren läuft in mehreren Schritten ab: Blut wird aus einer Vene entnommen und in eine spezielle Maschine geleitet. Mittels Zentrifugation oder Filtration werden die festen Bestandteile (Blutzellen) von der flüssigen Phase (Plasma) getrennt. Das Plasma wird durch Filter oder Adsorptionssäulen geleitet, die spezifische Zielmoleküle (z. B. Autoantikörper, LDL-Cholesterin) binden und entfernen. Nach der Behandlung wird das gereinigte Plasma oder Ersatzlösungen wieder in den Blutkreislauf des Patienten zurückgeführt. Die Immunapherese hat sich in mehreren medizinischen Fachbereichen bewährt:
- Autoimmunerkrankungen
Rheumatoide Arthritis: Entfernung von Autoantikörpern (z. B. Rheumafaktor).
Systemischer Lupus Erythematodes (SLE): Reduktion von Immunkomplexen und Autoantikörpern.
Multiple Sklerose (MS): Einsatz bei akuten Schüben zur Entfernung von proinflammatorischen Mediatoren.
- Hypercholesterinämie und kardiovaskuläre Erkrankungen
Bei familiärer Hypercholesterinämie oder therapierefraktären Fällen wird die Immunapherese eingesetzt, um Lipoprotein(a) (Lp(a)) oder LDL-Cholesterin zu entfernen. Studien haben gezeigt, dass dies das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall signifikant senken kann.
- Post-COVID- und Long-COVID-Syndrom
Patienten mit Long-COVID zeigen häufig persistierende Entzündungen und Dysregulationen im Immunsystem. Die Immunapherese wird experimentell eingesetzt, um zirkulierende Entzündungsmediatoren, Mikrothromben und andere pathogene Substanzen zu entfernen.
- Sepsis und akute Entzündungsreaktionen
Bei schwerer Sepsis oder systemischem inflammatorischem Response-Syndrom (SIRS) kann die Immunapherese helfen, Zytokine und andere proinflammatorische Substanzen zu eliminieren, um die Überreaktion des Immunsystems zu dämpfen.
Nur die krankheitsverursachenden Substanzen werden gezielt entfernt, wodurch die Nebenwirkungen minimiert werden. Insbesondere bei akuten Krankheitsbildern kann die Immunapherese rasch zur Verbesserung der Symptome führen. Die Methode kann den Bedarf an immunsuppressiven Medikamenten oder Statinen verringern. Die Immunapherese kann individuell auf den Patienten abgestimmt werden, je nach Zielmolekül und Krankheitsbild. Wie jede medizinische Behandlung ist auch die Immunapherese nicht frei von Risiken: Blutdruckabfall, Kreislaufprobleme oder allergische Reaktionen auf verwendete Substanzen können auftreten. Die Behandlung erfordert regelmäßige Sitzungen, die mehrere Stunden dauern können. Immunapherese ist kostenintensiv und wird nicht in allen Ländern standardmäßig von den Krankenkassen übernommen. Die Methode ist hochspezialisiert und nur in spezialisierten Zentren verfügbar.
Eine Studie von T. Linker et al. (2015) zeigte, dass die Immunapherese bei akuten MS-Schüben eine signifikante Reduktion der Krankheitsaktivität bewirkt.
Hypercholesterinämie: In einer Arbeit von S. von Eynatten et al. (2019) wurde die Immunapherese als effektive Methode zur Senkung von Lp(a) bestätigt, mit einer Reduktion des kardiovaskulären Risikos um bis zu 50 %.
Long-COVID: A. M. Haffner et al. (2022) berichteten, dass die Immunapherese bei Long-COVID-Patienten eine Verbesserung der Fatigue und kognitiven Einschränkungen erzielen konnte.
Die Immunapherese ist ein aufstrebendes Feld in der modernen Medizin. Mit fortschreitender Forschung könnten neue Indikationen erschlossen und die Effizienz der Therapie weiter verbessert werden. Aktuelle Entwicklungen zielen darauf ab, die Verfahrenstechnologie zu optimieren und die Kosten zu senken, um die Verfügbarkeit zu erhöhen. Zudem könnten personalisierte Ansätze auf Basis genetischer und molekularer Analysen die Wirksamkeit der Immunapherese weiter steigern.
Die Immunapherese ist eine innovative und wirksame Therapieoption für eine Vielzahl von Erkrankungen, insbesondere dort, wo traditionelle Therapien an ihre Grenzen stoßen. Ihre selektive Wirkung, gepaart mit der Vielseitigkeit der Einsatzgebiete, macht sie zu einem wertvollen Instrument in der modernen Medizin. Dennoch sind weitere Studien notwendig, um die Langzeitwirksamkeit und Sicherheit dieser Methode zu gewährleisten und ihren Nutzen für Patienten zu maximieren.